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Inhalt Band 3
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Buchseite 102 C.

Zur Symptomenlehre und Diagnose.



Was uns als Krankheitssymptome und diagnostische Auffassung aus dem Leben der vorbehandelten Völker in der Geschichte überliefert wurde, lässt sich, wie folgt, zusammenfassen:

1. Die jüdische Geschichte.

Symptome:
a) Allgemeineres Streben nach Geldreichtum bei zunehmender Einführung des Goldgeldes.
b) Ueberwiegen der Handelstätigkeit, alles ist eine beliebig verkäufliche Ware geworden.
c) Zunehmende Verschuldung des Volkes bei Wucherzinsen, Vernichtung des selbständigen Mittelstandes, Ausbreitung der Sklaverei.
d) Latifundienbildung und wachsender Reichtum Weniger, immer schärferer Gegensatz zwischen der Armut der Massen und dem Reichtume Weniger.
e) Der Staat führt Kriege im Interesse des Reichtums des Königs und der Grosskapitalisten.
f) Wachsende Ausbreitung der internationalen Handelsbeziehungen.
g) Zunehmender Luxus. Buchseite 103
h) Hungersnöte in wachsender Zahl.
i) Die guten Sitten der Väter werden durch Uebernahme der Sittenlosigkeit der kapitalistischen Nachbarvölker verdrängt.
k) Zunehmende Steuerlast des Volkes.
l) Flucht der Bevölkerung vom Lande nach der Stadt und Abwanderung nach dem Auslande.
m) Wachsende handelspolitische Abhängigkeit vom Auslande.
n) Zunehmende Unzufriedenheit des Volkes. Ansammlung von arbeitslosen Proletariern in der Hauptstadt, ihre Unterstützung aus öffentlichen Fonds, Ausbreitung des Sozialismus und Anarchismus.

Besonders beachtenswerte diagnostische Bemerkungen der Quellen sprechen: vom „Tanz des Volkes um’s goldene Kalb“, von der Unmöglichkeit, „Gott und dem Mammon dienen zu können“, von der Tatsache: „die Geldfürsten von Juda und Israel regierten das Land und der König hatte wenig mehr zu sagen.“

Buchseite 104 2. Die Geschichte der Griechen.

Symptome:
a) Zunehmende Verschuldung des Volkes bei Wucherzinsen, Vernichtung des selbständigen Mittelstandes auf dem Lande.
b) Stetig wachsende Zahl von Kriegen um neue Absatzwege für Handel und Industrie und um den Besitz von Kornkammern. Der Krieg wird eine Erwerbsart der verarmten Bürger.
c) Vernichtung des gewerblichen Mittelstandes in der Stadt durch Sklaven, welche von Unternehmern in Fabriken beschäftigt werden, und in Mietskasernen wohnen. Ausbreitung des arbeitslosen Rentnertums.
d) Versorgung der verarmten Bürger in wachsender Zahl aus der Staatskasse.
e) Zunächst wird über Uebervölkerung geklagt, weshalb Abwanderung nach den Kolonien begünstigt wird, dann folgen allgemeine Klagen über Eheflucht, Kinderlosigkeit und Menschenmangel.
f) Bei allgemeiner Einführung der Goldmünze gewinnen die internationalen Banken immer grössere Macht, bei immer stärkerem Hervortreten der Spekulation.
g) Der agrarische Charakter des Volkes wird mehr und mehr durch die Ausbreitung des Gelderwerbs auf jede mögliche Art ersetzt, Latifundienbildung als Luxusbesitz der Reichen. Buchseite 105
h) Bedenkliche Abnahme der Bürgertugenden und Ausbreitung des Weltbürgertums.
i) Ausserordentliche Zunahme des Luxus und der Verfeinerung in den Städten mit internationalem Handelsverkehr.
k) Stetig wachsende Zahl der internationalen Verwicklungen des Staates im Interesse der Geschäftsgewinne der Reichen, wie besonders im Interesse der Eintreibung von Schuldforderungen der heimischen Banken im Auslande, Bankiers und Grossindustrielle erhalten die politische Führung im Staate.
l) Uebermässige Anspannung der Steuerschraube, Staatsbankrott, Hungersnöte.
m) Wachsende Unzufriedenheit des Volkes, häufige Bürgerkriege mit Vermögenskonfiskationen bei den Reichsten, allgemeine Ausbreitung des Sozialismus und Kommunismus.

Diagnosen:

„Der ärgste Fluch der Menschen ist das Geld“ (Sophocles).

„Er (der das Geld erfand) gebar den Hass der Brüder und Verachtung gegen Eltern, er erregte Mord und Fehde und das Schlimmste — er versperrte zu den Herzen uns die Wege“ (Anakreon).

„Entstehen uns doch alle Kriege um des Geldes Besitz“ (Platon).

Kurz, alle politischen Denker der Griechen, wie Socrates, Demokritos, Xenophon, Plutarch, Antisthenes, und namentlich Platon und Aristoteles sind — als es schon zu spät war — darin einig gewesen, dass das Rennen und Jagen nach Gold und Reichtum die griechischen Völker vernichtet habe. Man hätte statt dessen nach Glück, Zufriedenheit und Sittlichkeit der Bürger streben sollen!

Buchseite 106 3. Die Geschichte der Römer.

Symptome:
a) Zunehmende Verschuldung des Volkes, Vernichtung des Bauernstandes, Entvölkerung des Landes, Latifundienbildung.
b) Vernichtung der selbständigen Gewerbetreibenden durch Gewerbesklaven, welche von Unternehmern in Fabriken beschäftigt werden.
c) Der Welteroberung folgt die rücksichtsloseste Erwerbssucht der Römer, welche in den Provinzen selbst den Menschenraub im Grossen organisieren. Statthalter, Steuerpächter, römische Kaufleute und Geldverleiher wetteiferten im Auswuchern der Provinzen.
d) Mit dem Verschwinden des heimischen Bauernstandes ist die Brotversorgung des Volkes auf Getreidezufuhren aus immer grösseren Entfernungen angewiesen.
e) Ungeheure Wahlbestechungen liefern Brot und Spiele für die proletarisierten Bürger.
f) Die Heeresmacht des Staates wird allgemein zur Eintreibung privater Wuchergewinne in den Provinzen und Nachbarstaaten verwendet.
g) Fabelhafte Zunahme des Reichtumes, des Luxus, der Genusssucht.Buchseite 107
h) Fortschreitende Sittenverderbnis, Erbschleicherei, Wucher, Erpressung, Bestechlichkeit der Richter und Beamten. Die früher heilig gehaltene unauflösliche Ehe wird zu einem leicht lösbaren Vertrag. Starke Zunahme der Prostitution, Eheflucht, stetiger Rückgang der Bevölkerung.
i) Der alte Adel verschwindet mehr und mehr. Die politische Führung kommt in die Hände der Bankiers. Die Handelsleute der ganzen Welt versammeln sich in der Hauptstadt. Die Bürgerkriege beginnen. Sozialistische und anarchistische Strömungen machen sich geltend.
k) Die Versorgung der Proletarier auf Staatskosten führt rasch zur Ausbreitung des Staatssozialismus auf zwangsberufsgenossenschaftlicher Basis. Die Prätorianer (Anarchisten) folgen.
l) Der Staatsbankrott wird chronisch. Der Rückgang der Bevölkerung dauert an. Die Geldwirtschaft verschwindet nach und nach. An ihre Stelle tritt wieder die Naturalwirtschaft.

Diagnosen:

„Wozu zwingst Du nicht der Sterblichen Herzen, scheusslicher Hunger nach Gold.“ (Virgil).

„Bei dem weisen Manne spielt der Reichtum den Knecht, bei dem Toren den Herrn“ (Seneca).

„Habsucht birgt alle Laster in sich.“ (Cato).

„O Bürger! Geld muss man sich heute vor allem verschaffen! Tugend und Gerechtigkeit kommen erst nach dem Gelde! Auf dem Börsenplatze der Geldwechsler wird dies laut gepredigt und Alte und Junge zeigen sich als gelehrige Schüler.“ (Horaz).

„Habsucht und Genusssucht haben alle grossen Reiche zerstört!“ (Cato).

Buchseite 108 „Wollt ihr die Habsucht ausrotten, so müsst ihr ihre Mutter ausrotten, die Genusssucht!“ (Cicero).

„Der Reichtum muss natürlich herrschen und den höchsten Ehren darf nicht nachstehen Einer, der jüngst erst als Sklave in die Stadt gekommen, sobald er erst reich geworden ist. Denn bei uns herrscht des Reichtums heilige Majestät!“ (Juvenal).

„Gewisse Leute machen sich ein Vermögen, nicht um leben zu können, sondern leben wegen ihres Vermögens.“ (Juvenal).

„Kein Verbrechen, keine Schandtat ist unbekannt, seitdem die römische edle Einfachheit entschwunden ist.“ (Juvenal).

„Kein Laster des menschlichen Geistes hat mehr Giftbecher gemischt, oder öfter das Schwert gebraucht, als die verruchte Begierde nach unermesslichem Reichtum! denn wer reich werden will, will es bald werden! aber welche Ehrfurcht vor dem Gesetze, welche Furcht oder Scham kennt der vorwärts stürmende Geizhals?“ (Juvenal).

Buchseite 109 4. Das islamische Weltreich.

Das islamische Reich ist als das Reich einer sesshaft gewordenen Räuberbande entstanden. Hier waren in der Praxis des Lebens die Begriffe Diebstahl, Raub und Erwerb, Erpressung, Bestechung und staatliche Besoldung nicht auseinanderzuhalten. Die Entwicklungsgeschichte dieses Reiches zeigt deshalb nur den kapitalistischen Entwicklungsprozess der „Expropriation der Expropriateure“; der Stärkere nimmt immer dem Schwächeren alles ab, was er an Reichtum besitzt, bis schliesslich in den furchtbaren Mongolenstürmen alles zu grunde geht. Hier zeigt jedes Blatt der Geschichte nichts anderes als das Recht auf Gewalt und den scheusslichen Hunger nach Reichtum. Die ganz vereinzelten menschlich denkenden Herrscher waren viel zu schwach, um gegen eine ganze Welt voll Habgier ankämpfen zu können. Der masslose Egoismus hat das Reich geschaffen und wieder zu grunde gerichtet. Hier ist die Diagnose ausser Zweifel und die Unterscheidung von Symptomen überflüssig.

Buchseite 110 5. Der Kapitalismus in der Kirche.

Symptome:
a) Mit dem zunehmenden Reichtume wächst die Verweltlichung der Päpste und Kirchenfürsten. „Früher waren unsere Kirchengefässe von Holz und unsere Prälaten von Gold. Heute sind unsere Kirchengefässe von Gold und unsere Prälaten von Holz.“ (Savonarola.)
b) Die Kirche ist an einer wachsenden Zahl politischer Konflikte beteiligt, welche vielfach zu blutigen Kriegen führen, die wenig zutreffend als „Religionskriege“ bezeichnet werden.
c) Päpste und Kirchenfürsten sind so sehr mit nicht kirchlichen Aufgaben beschäftigt, dass kaum Zeit zur Erfüllung kirchlicher Pflichten übrig bleibt. Der Templerorden z. B. war zu einer Gesellschaft von Geldwechslern geworden.
d) Mit dem zunehmenden Reichtum wachsen die politischen Ziele immer mehr ins Ungemessene. Die Zahl der feindlichen Staatsgewalten mehrt sich.
e) Namentlich die immer rücksichtslosere Art des Gelderwerbs vermehrt die Zahl der von der Kirche sich trennenden Gläubigen.

Buchseite 111 Diagnose:

Alle neuen Sekten klagten den Reichtum und die Verweltlichung der Kirche als die Ursache aller kirchlichen Misstände an. Selbst die Gründung der Bettelorden bringt diese Idee zum Ausdruck. Nach den „Gesichter des Pflügers“ (1362) hat „das Geld, das schlimme Geld die Kirche vergiftet.“ Die Beseitigung des kapitalistischen Erwerbs führt eine unverkennbare Heilung der kirchlichen Misstände herbei.

Buchseite 112 6. Der Kapitalismus auf dem Fürstenthrone.

Symptome:

a) In Portugal:

aa) Mit dem Reichtume entfaltet sich ein massloser Luxus Weniger, neben der Armut der Massen, Bettlerunwesen.
bb) Die Zahl der Bauern mindert sich rasch, der Getreidebau geht zurück, die notwendige Getreidezufuhr vom Auslande steigt. Grosskapitalistische Latifundien mit Schafhaltung breiten sich aus.
cc) Die kolonialen Gewinne werden hauptsächlich durch Plünderung und Raub erzielt. Zunehmende Verbitterung der kolonialen Bevölkerung, wachsende Korruption der Beamten, Richter, Soldaten und Händler. Blutige Aufstände, welche immer grausamer unterdrückt werden.
dd) Die Zahl der kolonialen Kriege und Konflikte wächst bedenklich.
ee) Die Finanzlage des Staates wird immer ungünstiger. Die Kolonien trennen sich zumeist vom Mutterlande. Revolutionäre Aufstände zwingen den König zur Einführung der Verfassung. Der Reichtum des Königs ist verschwunden. Das Volk ist arm und ungebildet geblieben. Ausbreitung des Sozialismus.

Buchseite 113 b) In Spanien:

aa) Mit den kolonialen Erwerbungen wächst die Gier nach dem Golde. Die kolonialen Raubzüge werden mit unmenschlicher Grausamkeit ausgeführt.
bb) Ungeheure Reichtümer in der Hand von Wenigen bei Massenarmut im Volke und bald allgemeiner Bettlerplage.
cc) Mit dem Reichtume des Königs erwacht der Plan einer politischen Weltherrschaft, der langdauernde blutige Kriege verursacht.
dd) Der Bauernstand und die Brotversorgung im eigenen Lande gehen verloren. Latifundienbildung mit Schafhaltung an deren Stelle.
ee) Rücksichtslose Raubwirtschaft in den Kolonien, Weltherrschaftspläne in der Heimat bringen den Fürsten trotz seines anfänglichen Reichtumes bald in finanzielle Schwierigkeiten. Immer rücksichtsloseres Anziehen der Steuerschraube. Staatsbankrotte. Allgemeine ungeheure Korruption und Verarmung.
ff) Der Verarmung des Königs und der Ohnmacht des Staates folgt die Lostrennung der ausgeraubten Kolonien. Revolutionen zwingen die Krone zur Einführung der Verfassung. Die Masse des Volkes ist arm und ungebildet geblieben und hat sich vielfach dem Sozialismus und Anarchismus zugewandt.

Buchseite 114 c) In England:

aa) Das Geldbedürfnis des Königs für Luxus und Kriege bringt die Begünstigung ausländischer Händler und die Einführung der Wollindustrie. Steigende Wollpreise führen zur Vernichtung des englischen Bauern, zur Latifundienbildung, Anfang der sozialistischen Literatur.
bb) Wiederholte Zahlungseinstellungen des Königs lassen heimische Händler und Geldleiher aufkommen. Der sich ausbreitende gesellschaftliche Kapitalismus wird zum Träger der kolonialen Raubzüge, unter Beteiligung der Krone, und bereichert sich rasch.
cc) Die Konflikte zwischen dem Kapitalismus in der Gesellschaft und dem Kapitalismus der Krone führen auf dem Wege der politischen Revolution zur Verfassung, welche den Kapitalismus der Krone für immer beseitigt.

Buchseite 115 d) In Frankreich:

aa) Mit Gift, Dolch und Bestechungskünsten aller Art gewinnt die Krone die Alleinherrschaft, welche das Aufkommen der Geldbörsen begünstigt.
bb) Das Streben des Königs nach Macht und Reichtum führt zu endlosen Eroberungskriegen, zu den bedenklichsten Steuererpressungen, zu unzähligen Volksaufständen, zu Korruptionen aller Art, zur Ausbreitung sozialistischer und kommunistischer Ideen.
cc) Als die bedenklichsten Börsenspekulationen den Staatsbankrott nicht mehr aufhalten können, kommt es zur grossen Revolution, welche den Kapitalismus vom Throne beseitigt.

Buchseite 116 7. Der Kapitalismus in der Gesellschaft.
(Handelsstaaten.)

Symptome:
aa) Das Geldinteresse ist ganz überwiegend. Handel und Raub, Erwerb, Wucher und Erpressung fliessen in einander über.
bb) Der Staat ist dazu da, seine Bürger zu schützen und ihnen das Profitmachen zu erleichtern. Diesem Zwecke dienen Handelsverträge, Kolonisation, Kriege aller Art. Der Krieg ist eine Form des wirtschaftlichen Erwerbs der Reichen.
cc) Den kleineren schwächeren Staaten droht die Vernichtung. Die grösseren Staaten streben nach Weltherrschaft für ihren Handel und ihre Industrie.
dd) Mit dem Emporkommen des Bank- und Börsenkapitals breitet sich das internationale Schuldenmachen und das Rentnertum aus.

Diagnosen zu 6 und 7:

„Das erste Sterben der Menschen auf Erden, woher begann es? Als Gold sie schlugen, als Gold sie brannten in Odins Hall. Dreimal verbrannt, erstand dreimal die böse Gulvig und lebet noch! Wohin sie kommt, nennt sie sich „Geld“. Sie hat geschändet der Götter Kunst. Ist Zauberin worden und zaubert noch. Eine böse Göttin, die allen dient!“ (Edda.)

„Der Gott der Spanier ist das Gold!“ (XVI. Jahrhundert.)

„Gold machet den Markt!“ (XVI. Jahrhundert.)

„Der gelbe Kern der Erde, das Gold, hat alle Macht!“ (XVII. Jahrhundert.)

„Des Menschen Geist und Blut ist jetzund Geld und Gut!“ (XVII. Jahrhundert.)

„Geld behält das Feld, ist Meister in der Welt!“ (XVII. Jahrhundert.)

„Das Geld beherrscht als König die ganze Welt!“ (XVII. Jahrhundert.)

„O welch’ ein Gott ist Gold, dass man ihm dient in schlechterem Tempel, als wo das Schwein haust!“ (Shakespeare.)

„Gold, des Herzens böser Strick!“ (Herder.)

„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!“ (Goethe.)
„Geld und Gewalt, Gewalt und Geld, Daran kann man sich freuen. Gerecht- und Ungerechtigkeit Das sind nur Lumpereien!“ (Goethe.)
„Gold mit dem Zauber Deiner Züge, Du bist die Schuld, Du bist die Lüge! Es warfen Dich des Himmels Mächte Vorahnend in die tiefsten Schächte!“ (Karl Beck.)

„Es herrscht der Erde Gott das Geld!“ (Schiller.)

„Der beste Glaube ist bares Geld.“ (Holländisches Sprichwort.)

Buchseite 118 8. Zusammenfassung der charakteristischen
Symptome bei Erkrankung des Volkskörpers
am Kapitalismus.

a) Herrschender Zug der Zeit: möglichst viel Geld verdienen, gleichgültig wie und wo? Die Berücksichtigung der landwirtschaftlichen und agrarischen Verhältnisse tritt mehr und mehr zurück. Die Interessen von Handel und Industrie, Banken und Börsen werden massgebend. Fast alles wird zur beliebig verkäuflichen Ware im Strudel des vom Geld allein beherrschten Marktes.
b) Allgemein zunehmende Verschuldung. Wucherfreiheit, Zunahme des Rentnertumes. Vernichtung des selbständigen Mittelstandes. Ausbreitung des Proletariats.
c) Bei wachsendem Reichtum rasche Zunahme des Luxus. Latifundienbildung auf dem Lande. Verschwinden des Bauernstandes. Abströmen der Bevölkerung vom Lande nach der Stadt und dem Auslande.
d) Die Menschen werden immer habgieriger, immer rücksichts- und skrupelloser im Erwerb, allgemeine Verschlechterung der Moral und der Bürgertugenden. Korruption. Wahlbestechungen. Fortgesetzte Fälschungen der öffentlichen Meinung im Erwerbsinteresse.
e) Mit der wachsenden Abhängigkeit der Brotversorgung des Volkes von der ausländischen Zufuhr mehrt sich die Zahl der Notjahre und verschärfen sich die Preisschwankungen. Buchseite 119
f) Der Staat dient nicht mehr in erster Linie der Gerechtigkeit, sondern vielmehr den Erwerbszwecken der Reichen. Die Kriege werden eine Form des wirtschaftlichen Erwerbs der Reichen.
g) Um die wachsende Zahl der Proletarier mit der herrschenden Politik im Interesse des Reichtums zu versöhnen, beginnt ihre Versorgung aus der Staatskasse bei Einführung zwangsberufsgenossenschaftlicher Organisationen. Die Anforderungen an die Staatskasse wachsen rasch.
h) Die staatliche Politik des Reichtums führt zu kapitalistischen Handelsverträgen, zur kapitalistischen Kolonialpolitik, zur Weltpolitik. Bedenkliche Zunahme der Kriegsjahre.
i) Wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung. Sozialismus, Kommunismus, Anarchismus, Eheflucht. Abnahme der Bevölkerung. Menschenmangel. Bürgerkriege. Die Auflösung steht bevor.


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