Was uns als Krankheitssymptome und diagnostische
Auffassung aus dem Leben der vorbehandelten Völker
in der Geschichte überliefert wurde, lässt
sich, wie folgt, zusammenfassen:
1. Die
jüdische Geschichte.
Symptome:
a) |
Allgemeineres Streben nach Geldreichtum bei
zunehmender Einführung des Goldgeldes. |
b) |
Ueberwiegen der Handelstätigkeit, alles ist
eine beliebig verkäufliche Ware geworden. |
c) |
Zunehmende Verschuldung des Volkes bei
Wucherzinsen, Vernichtung des selbständigen
Mittelstandes, Ausbreitung der Sklaverei. |
d) |
Latifundienbildung und wachsender Reichtum
Weniger, immer schärferer Gegensatz zwischen der
Armut der Massen und dem Reichtume Weniger. |
e) |
Der Staat führt Kriege im Interesse des
Reichtums des Königs und der
Grosskapitalisten. |
f) |
Wachsende Ausbreitung der internationalen
Handelsbeziehungen. |
g) |
Zunehmender Luxus. |
h) |
Hungersnöte in wachsender Zahl. |
i) |
Die guten Sitten der Väter werden durch
Uebernahme der Sittenlosigkeit der kapitalistischen
Nachbarvölker verdrängt. |
k) |
Zunehmende Steuerlast des Volkes. |
l) |
Flucht der Bevölkerung vom Lande nach der
Stadt und Abwanderung nach dem Auslande. |
m) |
Wachsende handelspolitische Abhängigkeit vom
Auslande. |
n) |
Zunehmende Unzufriedenheit des Volkes. Ansammlung
von arbeitslosen Proletariern in der Hauptstadt, ihre
Unterstützung aus öffentlichen Fonds,
Ausbreitung des Sozialismus und Anarchismus. |
Besonders beachtenswerte diagnostische
Bemerkungen der Quellen sprechen: vom „Tanz
des Volkes um’s goldene Kalb“, von der
Unmöglichkeit, „Gott und dem Mammon dienen zu
können“, von der Tatsache: „die
Geldfürsten von Juda und Israel regierten das Land
und der König hatte wenig mehr zu sagen.“
2. Die Geschichte der Griechen.
Symptome:
a) |
Zunehmende Verschuldung des Volkes bei
Wucherzinsen, Vernichtung des selbständigen
Mittelstandes auf dem Lande. |
b) |
Stetig wachsende Zahl von Kriegen um neue
Absatzwege für Handel und Industrie und um den
Besitz von Kornkammern. Der Krieg wird eine
Erwerbsart der verarmten Bürger. |
c) |
Vernichtung des gewerblichen Mittelstandes in der
Stadt durch Sklaven, welche von Unternehmern in
Fabriken beschäftigt werden, und in
Mietskasernen wohnen. Ausbreitung des arbeitslosen
Rentnertums. |
d) |
Versorgung der verarmten Bürger in
wachsender Zahl aus der Staatskasse. |
e) |
Zunächst wird über Uebervölkerung
geklagt, weshalb Abwanderung nach den Kolonien
begünstigt wird, dann folgen allgemeine Klagen
über Eheflucht, Kinderlosigkeit und
Menschenmangel. |
f) |
Bei allgemeiner Einführung der
Goldmünze gewinnen die internationalen Banken
immer grössere Macht, bei immer stärkerem
Hervortreten der Spekulation. |
g) |
Der agrarische Charakter des Volkes wird mehr und
mehr durch die Ausbreitung des Gelderwerbs auf jede
mögliche Art ersetzt, Latifundienbildung als
Luxusbesitz der Reichen. |
h) |
Bedenkliche Abnahme der Bürgertugenden und
Ausbreitung des Weltbürgertums. |
i) |
Ausserordentliche Zunahme des Luxus und der
Verfeinerung in den Städten mit internationalem
Handelsverkehr. |
k) |
Stetig wachsende Zahl der internationalen
Verwicklungen des Staates im Interesse der
Geschäftsgewinne der Reichen, wie besonders im
Interesse der Eintreibung von Schuldforderungen der
heimischen Banken im Auslande, Bankiers und
Grossindustrielle erhalten die politische
Führung im Staate. |
l) |
Uebermässige Anspannung der Steuerschraube,
Staatsbankrott, Hungersnöte.
|
m) |
Wachsende Unzufriedenheit des Volkes,
häufige Bürgerkriege mit
Vermögenskonfiskationen bei den Reichsten,
allgemeine Ausbreitung des Sozialismus und
Kommunismus. |
„Der ärgste Fluch der Menschen ist das
Geld“ (Sophocles).
„Er (der das Geld erfand) gebar den Hass der
Brüder und Verachtung gegen Eltern, er erregte Mord
und Fehde und das Schlimmste — er versperrte zu den
Herzen uns die Wege“ (Anakreon).
„Entstehen uns doch alle Kriege um des Geldes
Besitz“ (Platon).
Kurz, alle politischen Denker der Griechen, wie
Socrates, Demokritos, Xenophon, Plutarch, Antisthenes,
und namentlich Platon und Aristoteles sind — als es
schon zu spät war — darin einig gewesen, dass
das Rennen und Jagen nach Gold und Reichtum die
griechischen Völker vernichtet habe.
Man hätte statt dessen nach
Glück, Zufriedenheit und Sittlichkeit der
Bürger streben sollen!
3. Die Geschichte der
Römer.
Symptome:
a) |
Zunehmende Verschuldung des Volkes, Vernichtung
des Bauernstandes, Entvölkerung des Landes,
Latifundienbildung. |
b) |
Vernichtung der selbständigen
Gewerbetreibenden durch Gewerbesklaven, welche von
Unternehmern in Fabriken beschäftigt
werden. |
c) |
Der Welteroberung folgt die
rücksichtsloseste Erwerbssucht der Römer,
welche in den Provinzen selbst den Menschenraub im
Grossen organisieren. Statthalter,
Steuerpächter, römische Kaufleute und
Geldverleiher wetteiferten im Auswuchern der
Provinzen. |
d) |
Mit dem Verschwinden des heimischen Bauernstandes
ist die Brotversorgung des Volkes auf
Getreidezufuhren aus immer grösseren
Entfernungen angewiesen. |
e) |
Ungeheure Wahlbestechungen liefern Brot und
Spiele für die proletarisierten
Bürger. |
f) |
Die Heeresmacht des Staates wird allgemein zur
Eintreibung privater Wuchergewinne in den Provinzen
und Nachbarstaaten verwendet. |
g) |
Fabelhafte Zunahme des Reichtumes, des Luxus, der
Genusssucht. |
h) |
Fortschreitende Sittenverderbnis,
Erbschleicherei, Wucher, Erpressung, Bestechlichkeit
der Richter und Beamten. Die früher heilig
gehaltene unauflösliche Ehe wird zu einem leicht
lösbaren Vertrag. Starke Zunahme der
Prostitution, Eheflucht, stetiger Rückgang der
Bevölkerung. |
i) |
Der alte Adel verschwindet mehr und mehr. Die
politische Führung kommt in die Hände der
Bankiers. Die Handelsleute der ganzen Welt versammeln
sich in der Hauptstadt. Die Bürgerkriege
beginnen. Sozialistische und anarchistische
Strömungen machen sich geltend. |
k) |
Die Versorgung der Proletarier auf Staatskosten
führt rasch zur Ausbreitung des
Staatssozialismus auf
zwangsberufsgenossenschaftlicher Basis. Die
Prätorianer (Anarchisten) folgen. |
l) |
Der Staatsbankrott wird chronisch. Der
Rückgang der Bevölkerung dauert an. Die
Geldwirtschaft verschwindet nach und nach. An ihre
Stelle tritt wieder die Naturalwirtschaft. |
„Wozu zwingst Du nicht der Sterblichen Herzen,
scheusslicher Hunger nach Gold.“ (Virgil).
„Bei dem weisen Manne spielt der Reichtum den
Knecht, bei dem Toren den Herrn“ (Seneca).
„Habsucht birgt alle Laster in sich.“
(Cato).
„O Bürger! Geld muss man sich heute vor
allem verschaffen! Tugend und Gerechtigkeit kommen erst
nach dem Gelde! Auf dem Börsenplatze der
Geldwechsler wird dies laut gepredigt und Alte und Junge
zeigen sich als gelehrige Schüler.“
(Horaz).
„Habsucht und Genusssucht haben alle grossen
Reiche zerstört!“ (Cato).
„Wollt ihr die Habsucht
ausrotten, so müsst ihr ihre Mutter ausrotten, die
Genusssucht!“ (Cicero).
„Der Reichtum muss natürlich herrschen und
den höchsten Ehren darf nicht nachstehen Einer, der
jüngst erst als Sklave in die Stadt gekommen, sobald
er erst reich geworden ist. Denn bei uns herrscht des
Reichtums heilige Majestät!“ (Juvenal).
„Gewisse Leute machen sich ein Vermögen,
nicht um leben zu können, sondern leben wegen ihres
Vermögens.“ (Juvenal).
„Kein Verbrechen, keine Schandtat ist unbekannt,
seitdem die römische edle Einfachheit entschwunden
ist.“ (Juvenal).
„Kein Laster des menschlichen Geistes hat mehr
Giftbecher gemischt, oder öfter das Schwert
gebraucht, als die verruchte Begierde nach unermesslichem
Reichtum! denn wer reich werden will, will es bald
werden! aber welche Ehrfurcht vor dem Gesetze, welche
Furcht oder Scham kennt der vorwärts stürmende
Geizhals?“ (Juvenal).
4. Das islamische Weltreich.
Das islamische Reich ist als das Reich einer sesshaft
gewordenen Räuberbande entstanden. Hier waren in der
Praxis des Lebens die Begriffe Diebstahl, Raub und
Erwerb, Erpressung, Bestechung und staatliche Besoldung
nicht auseinanderzuhalten. Die Entwicklungsgeschichte
dieses Reiches zeigt deshalb nur den kapitalistischen
Entwicklungsprozess der „Expropriation der
Expropriateure“; der Stärkere nimmt immer dem
Schwächeren alles ab, was er an Reichtum besitzt,
bis schliesslich in den furchtbaren Mongolenstürmen
alles zu grunde geht. Hier zeigt jedes Blatt der
Geschichte nichts anderes als das Recht auf Gewalt und
den scheusslichen Hunger nach Reichtum. Die ganz
vereinzelten menschlich denkenden Herrscher waren viel zu
schwach, um gegen eine ganze Welt voll Habgier
ankämpfen zu können. Der masslose Egoismus hat
das Reich geschaffen und wieder zu grunde gerichtet. Hier
ist die Diagnose ausser Zweifel und die Unterscheidung
von Symptomen überflüssig.
5. Der Kapitalismus in der
Kirche.
Symptome:
a) |
Mit dem zunehmenden Reichtume wächst die
Verweltlichung der Päpste und
Kirchenfürsten. „Früher waren unsere
Kirchengefässe von Holz und unsere Prälaten
von Gold. Heute sind unsere Kirchengefässe von
Gold und unsere Prälaten von Holz.“
(Savonarola.) |
b) |
Die Kirche ist an einer wachsenden Zahl
politischer Konflikte beteiligt, welche vielfach zu
blutigen Kriegen führen, die wenig zutreffend
als „Religionskriege“ bezeichnet
werden. |
c) |
Päpste und Kirchenfürsten sind so sehr
mit nicht kirchlichen Aufgaben beschäftigt, dass
kaum Zeit zur Erfüllung kirchlicher Pflichten
übrig bleibt. Der Templerorden z. B. war zu
einer Gesellschaft von Geldwechslern geworden. |
d) |
Mit dem zunehmenden Reichtum wachsen die
politischen Ziele immer mehr ins Ungemessene. Die
Zahl der feindlichen Staatsgewalten mehrt sich. |
e) |
Namentlich die immer rücksichtslosere Art
des Gelderwerbs vermehrt die Zahl der von der Kirche
sich trennenden Gläubigen. |
Diagnose:
Alle neuen Sekten klagten den Reichtum und die
Verweltlichung der Kirche als die Ursache aller
kirchlichen Misstände an. Selbst die Gründung
der Bettelorden bringt diese Idee zum Ausdruck.
Nach den „Gesichter des
Pflügers“ (1362) hat „das Geld, das
schlimme Geld die Kirche vergiftet.“ Die
Beseitigung des kapitalistischen Erwerbs führt eine
unverkennbare Heilung der kirchlichen Misstände
herbei.
6. Der Kapitalismus auf dem
Fürstenthrone.
Symptome:
aa) |
Mit dem Reichtume entfaltet sich ein massloser
Luxus Weniger, neben der Armut der Massen,
Bettlerunwesen. |
bb) |
Die Zahl der Bauern mindert sich rasch, der
Getreidebau geht zurück, die notwendige
Getreidezufuhr vom Auslande steigt.
Grosskapitalistische Latifundien mit Schafhaltung
breiten sich aus. |
cc) |
Die kolonialen Gewinne werden hauptsächlich
durch Plünderung und Raub erzielt. Zunehmende
Verbitterung der kolonialen Bevölkerung,
wachsende Korruption der Beamten, Richter, Soldaten
und Händler. Blutige Aufstände, welche
immer grausamer unterdrückt werden. |
dd) |
Die Zahl der kolonialen Kriege und Konflikte
wächst bedenklich. |
ee) |
Die Finanzlage des Staates wird immer
ungünstiger. Die Kolonien trennen sich zumeist
vom Mutterlande. Revolutionäre Aufstände
zwingen den König zur Einführung der
Verfassung. Der Reichtum des Königs ist
verschwunden. Das Volk ist arm und ungebildet
geblieben. Ausbreitung des Sozialismus. |
b) In Spanien:
aa) |
Mit den kolonialen Erwerbungen wächst die
Gier nach dem Golde. Die kolonialen Raubzüge
werden mit unmenschlicher Grausamkeit
ausgeführt. |
bb) |
Ungeheure Reichtümer in der Hand von Wenigen
bei Massenarmut im Volke und bald allgemeiner
Bettlerplage. |
cc) |
Mit dem Reichtume des Königs erwacht der
Plan einer politischen Weltherrschaft, der
langdauernde blutige Kriege verursacht. |
dd) |
Der Bauernstand und die Brotversorgung im eigenen
Lande gehen verloren. Latifundienbildung mit
Schafhaltung an deren Stelle. |
ee) |
Rücksichtslose Raubwirtschaft in den
Kolonien, Weltherrschaftspläne in der Heimat
bringen den Fürsten trotz seines
anfänglichen Reichtumes bald in finanzielle
Schwierigkeiten. Immer rücksichtsloseres
Anziehen der Steuerschraube. Staatsbankrotte.
Allgemeine ungeheure Korruption und Verarmung. |
ff) |
Der Verarmung des Königs und der Ohnmacht
des Staates folgt die Lostrennung der ausgeraubten
Kolonien. Revolutionen zwingen die Krone zur
Einführung der Verfassung. Die Masse des Volkes
ist arm und ungebildet geblieben und hat sich
vielfach dem Sozialismus und Anarchismus
zugewandt. |
c) In England:
aa) |
Das Geldbedürfnis des Königs für
Luxus und Kriege bringt die Begünstigung
ausländischer Händler und die
Einführung der Wollindustrie. Steigende
Wollpreise führen zur Vernichtung des englischen
Bauern, zur Latifundienbildung, Anfang der
sozialistischen Literatur. |
bb) |
Wiederholte Zahlungseinstellungen des Königs
lassen heimische Händler und Geldleiher
aufkommen. Der sich ausbreitende gesellschaftliche
Kapitalismus wird zum Träger der kolonialen
Raubzüge, unter Beteiligung der Krone, und
bereichert sich rasch. |
cc) |
Die Konflikte zwischen dem Kapitalismus in der
Gesellschaft und dem Kapitalismus der Krone
führen auf dem Wege der politischen Revolution
zur Verfassung, welche den Kapitalismus der Krone
für immer beseitigt. |
d) In Frankreich:
aa) |
Mit Gift, Dolch und Bestechungskünsten aller
Art gewinnt die Krone die Alleinherrschaft, welche
das Aufkommen der Geldbörsen
begünstigt. |
bb) |
Das Streben des Königs nach Macht und
Reichtum führt zu endlosen Eroberungskriegen, zu
den bedenklichsten Steuererpressungen, zu
unzähligen Volksaufständen, zu Korruptionen
aller Art, zur Ausbreitung sozialistischer und
kommunistischer Ideen. |
cc) |
Als die bedenklichsten Börsenspekulationen
den Staatsbankrott nicht mehr aufhalten können,
kommt es zur grossen Revolution, welche den
Kapitalismus vom Throne beseitigt. |
7. Der Kapitalismus in der
Gesellschaft.
(Handelsstaaten.)
Symptome:
aa) |
Das Geldinteresse ist ganz überwiegend.
Handel und Raub, Erwerb, Wucher und Erpressung
fliessen in einander über. |
bb) |
Der Staat ist dazu da, seine Bürger zu
schützen und ihnen das Profitmachen zu
erleichtern. Diesem Zwecke dienen
Handelsverträge, Kolonisation, Kriege aller Art.
Der Krieg ist eine Form des wirtschaftlichen Erwerbs
der Reichen. |
cc) |
Den kleineren schwächeren Staaten droht die
Vernichtung. Die grösseren Staaten streben nach
Weltherrschaft für ihren Handel und ihre
Industrie. |
dd) |
Mit dem Emporkommen des Bank- und
Börsenkapitals breitet sich das internationale
Schuldenmachen und das Rentnertum aus. |
„Das erste Sterben der
Menschen auf Erden, woher begann es? Als Gold sie
schlugen, als Gold sie brannten in Odins Hall. Dreimal
verbrannt, erstand dreimal die böse Gulvig und lebet
noch! Wohin sie kommt, nennt sie sich „Geld“.
Sie hat geschändet der Götter Kunst. Ist
Zauberin worden und zaubert noch. Eine böse
Göttin, die allen dient!“ (Edda.)
„Der Gott der Spanier ist das
Gold!“ (XVI. Jahrhundert.)
„Gold machet den Markt!“
(XVI. Jahrhundert.)
„Der gelbe Kern der Erde, das
Gold, hat alle Macht!“ (XVII. Jahrhundert.)
„Des Menschen Geist und Blut
ist jetzund
Geld und
Gut!“ (XVII. Jahrhundert.)
„Geld behält das Feld,
ist Meister in der Welt!“ (XVII. Jahrhundert.)
„Das Geld beherrscht als
König die ganze Welt!“ (XVII.
Jahrhundert.)
„O welch’ ein Gott ist
Gold, dass man ihm dient in schlechterem Tempel, als wo
das Schwein haust!“ (Shakespeare.)
„Gold, des Herzens böser
Strick!“ (Herder.)
„Nach Golde drängt, am Golde
hängt doch alles. Ach wir Armen!“
(Goethe.)
|
„Geld und Gewalt, Gewalt und Geld, Daran
kann man sich freuen. Gerecht- und
Ungerechtigkeit Das sind nur Lumpereien!“
(Goethe.)
|
„Gold mit dem Zauber Deiner Züge, Du
bist die Schuld, Du bist die Lüge! Es warfen
Dich des Himmels Mächte Vorahnend in die
tiefsten Schächte!“ (Karl Beck.)
|
„Es herrscht der Erde Gott das
Geld!“ (Schiller.)
„Der beste Glaube ist bares
Geld.“ (Holländisches Sprichwort.)
8. Zusammenfassung
der charakteristischen
Symptome bei Erkrankung des Volkskörpers
am Kapitalismus.
a) |
Herrschender Zug der Zeit: möglichst viel
Geld verdienen, gleichgültig wie und wo? Die
Berücksichtigung der landwirtschaftlichen und
agrarischen Verhältnisse tritt mehr und mehr
zurück. Die Interessen von Handel und Industrie,
Banken und Börsen werden massgebend. Fast alles
wird zur beliebig verkäuflichen Ware im Strudel
des vom Geld allein beherrschten Marktes. |
b) |
Allgemein zunehmende Verschuldung.
Wucherfreiheit, Zunahme des Rentnertumes. Vernichtung
des selbständigen Mittelstandes. Ausbreitung des
Proletariats. |
c) |
Bei wachsendem Reichtum rasche Zunahme des Luxus.
Latifundienbildung auf dem Lande. Verschwinden des
Bauernstandes. Abströmen der Bevölkerung
vom Lande nach der Stadt und dem Auslande. |
d) |
Die Menschen werden immer habgieriger, immer
rücksichts- und skrupelloser im Erwerb,
allgemeine Verschlechterung der Moral und der
Bürgertugenden. Korruption. Wahlbestechungen.
Fortgesetzte Fälschungen der öffentlichen
Meinung im Erwerbsinteresse. |
e) |
Mit der wachsenden Abhängigkeit der
Brotversorgung des Volkes von der ausländischen
Zufuhr mehrt sich die Zahl der Notjahre und
verschärfen sich die Preisschwankungen. |
f) |
Der Staat dient nicht mehr in erster Linie der
Gerechtigkeit, sondern vielmehr den Erwerbszwecken
der Reichen. Die Kriege werden eine Form des
wirtschaftlichen Erwerbs der Reichen. |
g) |
Um die wachsende Zahl der Proletarier mit der
herrschenden Politik im Interesse des Reichtums zu
versöhnen, beginnt ihre Versorgung aus der
Staatskasse bei Einführung
zwangsberufsgenossenschaftlicher Organisationen. Die
Anforderungen an die Staatskasse wachsen rasch. |
h) |
Die staatliche Politik des Reichtums führt
zu kapitalistischen Handelsverträgen, zur
kapitalistischen Kolonialpolitik, zur Weltpolitik.
Bedenkliche Zunahme der Kriegsjahre. |
i) |
Wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung.
Sozialismus, Kommunismus, Anarchismus, Eheflucht.
Abnahme der Bevölkerung. Menschenmangel.
Bürgerkriege. Die Auflösung steht
bevor. |